Uhrenlehre (Buch von W. Sander)
Lehrbuch zum Konstruieren und Reparieren von Uhren
Der Untertitel fasst das Buch schon treffend zusammen: „Die wichtigsten mechanischen, physikalischen und technologischen Grundsätze für den Bau der Uhrwerke in elemantarer Darstellung für Fachschulen und zum Selbstunterricht, für Konstrukteure und Reparateure“. Es ist ein für Fachschulen wie auch zum Selbststudium geeignetes Lehrbuch zum Konstruieren und Reparieren von Uhren. Prof. W. Sander war Diplomingenieur und ehemaliger Vorstand der Feinmechanik und Uhrmacherei in Schwenningen.
Inhalt des Uhrenlehrbuches
Das Uhrenlehrbuch bespricht das Gehwerk, die Antriebsvorrichtungen, den Federaufzug, die Kraft der Zugfeder und ihre Berechnung, die Änderung der Federkraft, das Laufwerk, die Verzahnungen und Eingriffe, die Laufwerksberechnungen, die Hemmungen, die Gangregler und das Pendel. Das Lehrbuch für den Uhrenbau bietet also einen umfassenden Einblick in die Konstruktion und das Reparieren von Uhren
Rezension zum Uhrenlehrbuch von Sander von Dr. Huber, DGC
Neben dem in mehreren Auflagen weitverbreiteten Standardwerk von Hermann Sievert, „Leitfaden für die Uhrmacherlehre“ erschien 1911 erstmalig das Werk von Julius Hanke, „Die Uhrmacherlehre“ und konkurrierte um die Gunst der Uhrmacher. Auch die später erschienenen Bücher von Lehotzky, Jendritzki oder Reutebuch waren überwiegend praxisorientiert und primär für Ausbildung an den Uhrmacherschulen geschrieben. Die theoretische Ergänzung zu den vorgenannten Werken bot dagegen Professor W. Sander als ehemaliger Vorstand der württembergischen Fachschule für Feinmechanik und Uhrmacherei in Schwenningen. Dort finden sich die für die Berechnungen kompletter Uhren notwendigen Anleitungen und der gegenüber der praxisorientierten Ausbildung weiterführende theoretische Unterbau der Uhrentechnik. Der Untertitel des Uhrenlehrbuchs verrät genau die Zielrichtung: „Die wichtigsten mechanischen, physikalischen und technologischen Grundsätze für den Bau der Uhrwerke in elemantarer Darstellung für Fachschulen und zum Selbstunterricht, für Konstrukteure und Reparateure“. Nach seinem Tod wurde der Entwurf des Buchs von M. Loeske, Berlin noch bearbeitet, ergänzt und schließlich 1923 beim Verlag Diebener, Leipzig, erstmaligherausgegeben. Nach dem vergriffenen Reprint von 1985 legt Michael Stern das Werk nun erneut über den Heel Verlag vor.
Uhrenlehrbuch mit besonderer Eindringtiefe und Systematik
Das Inhaltsverzeichnis unterscheidet sich praktisch nicht von anderen Uhrenstandardwerken: Gehwerk, Antriebsvorrichtungen, Federaufzug, Kraft der Zugfeder und ihre Berechnung, Änderung der Federkraft, Laufwerk, Verzahnungen und Eingriffe, Laufwerksberechnungen, Hemmungen, Pendel und Unruh als Gangregler. Der große Unterschied bei Sanders Uhrenlehre liegt in der Eindringtiefe und Systematik, mit der hier die einzelnen Themengebiete behandelt werden. Wie kaum in einem anderen Uhrenlehrbuch werden hier die zu beachtenden konstruktiven Grundsätze beschrieben und begründet. Das zeigt sich bereits in der Gründlichkeit, mit der die für jede Uhr notwendigen Werkgestelle für Groß- und Taschenuhren behandelt werden, die sonst kaum Beachtung finden. Großformatige Zeichnungen erlauben es gut, den Ausführungen zu folgen. Wo findet man sonst Anleitungen zur kompletten Dimensionierung und Herstellung von 12 verschiedenen Uhrwerktypen, darunter z.B. eine Sekundenpendeluhr und ein Taschenuhrwerk, zusätzlich versehen mit Hinweisen worauf dabei zu achten ist? Während Uhrmacherlehrbücher normalerweise möglichst auf Mathematik verzichten, ist es Sander zu danken, dass er nicht an der Oberfläche hängen bleibt.
Ein schönes Beispiel ist hierzu der Abschnitt im Lehrbuch über Pendel. Hier kann man teilweise auch in neuen Uhrenbüchern noch lesen, dass bei kleinen Auslenkungen ein Pendel isochron schwingt, was schon zu erbitterten Diskussionen mit Fragestellern in der DGC-Bibliothek geführt hat. IN dem Uhrenlehrbuch von Sander dagegen findet man nicht nur die exakte Formal für die Schwingungsdauer des mathematischen Pendels in Abhängigkeit vom Ausschlag, sondern auch weiterführende Ausführungen mit Ermittlung des Trägheitsmoments realer Pendel bei unterschiedlichen Geometrien. Eingehend werden in diesem Kapitel auch der Einfluss der Pendelfeder auf die Schwingungsdauer sowie die Störfaktoren Temperatur- und Luftdruckänderung und die dazugehörigen Kompensationsmöglichkeiten behandelt. Konstruktionsbeispiele für verschiedene Arten von Kompensationspendeln schließen sich an. Ähnlich gründlich werden für tragbare Uhren die Unruhen, Kompensationselemente und die Spiralfedern behandelt.
Uhrenlehrbuch für Uhrmacher und Uhreninteressierte
Das Buch wird dem im Untertitel vermittelten Anspruch gerecht, ist aber so verständlich geschrieben, dass der Leser nie kapitulieren muss, sondern bei der Lektüre dieses Nachschlagwerks stets bereichert wird. Damit ist das Werk von Sander für Praktiker, aber auch für Uhrenliebhaber, die sich etwas vertieft mit den vielfältigen technischen Aspekten einer mechanischen Räderuhr beschäftigen möchten, uneingeschränkt zu empfehlen als Ergänzung zu einführenden Werken und das bei einem überaus günstigen Preis.
Dr. Bernhard Huber
Leseprobe
(ca. 0,7 MB/ reduzierte Auflösung)