Gelegentlich gestellte Frage

11. März 2024 von Redaktion

Wolfgang Schallers hat diese Seite 1999 freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.

Eigentlich wurden mir noch nicht so viele Fragen gestellt, dass es zu einer FAQ reichen würde, aber manche Fragen wiederholen sich doch, so dass ich sie mal hier aufführe.

Warum IIII statt IV auf Zifferblättern?

Die klassischste Frage zu Uhren! Meine Standardantwort ist, dass man es nicht so genau weiß. Folgende Argumente werden im allgemeinen gebracht:

  • Die häufigste Antwort: Das Zifferblatt sieht ausgewogener aus, da die VIII der IIII gegenüberliegt und so beide Zahlen vier Ziffern haben. Wenn ich mir meine Armbanduhr mit einer IV anschaue, kann ich nicht so ganz feststellen, dass das besonders schlimm aussehen würde, aber naja.
  • In der römischen Antike wurde häufig die IIII verwendet. Erstens ist die IV eine relativ späte Erfindung, zweitens wurde IV als Abkürzung für Jupiter verwendet, so dass die sorglose Verwendung von IV ein wenig wie eine Gotteslästerung gewirkt hat. Auf jeden Fall ist die IIII nicht falsch!
  • Gelegentlich wird eine Geschichte erzählt zwischen einem Uhrmacher und einem König, wobei der Namen des Königs bei jeder Erzählung anders ist (Ludwig XIV., Karl V…). Der König bestand darauf, dass die IIII richtig ist und hat die Schreibweise per Gesetz durchgesetzt. Ist aber auch nicht so richtig glaubwürdig.

Das Reinigen alter Uhren

Armband- Taschen- und Großuhren müssen in bestimmten Abständen gereinigt werden. Dies ist eine Wartungsarbeit wie der Ölwechsel beim Auto. Es gibt dafür zwei Gründe: zum einen verharzt das in der Uhr vorhandene Öl, zum anderen bildet das Öl, mit eingedrungenen Staub eine Schleifmasse die die reibenden Teile der Uhr stark abnutzt. Zum ersten Punkt ist zu sagen, das dabei eigentlich nicht viel passiert. Die Uhr geht immer schwerer, bis sie irgendwann stehenbleibt. Der zweite Punkt ist gefährlicher. Besonders bei Uhren mit starkem Antrieb, z. B. Standuhren laufen die Uhren noch viele Jahre mit völlig verdreckten Öl, was zu starken Schäden führen kann.

Wie oft soll eine Uhr gereinigt werden? Die meisten Uhrmacher sagen bei Armband- und Taschenuhren alle zwei Jahre. Diesen Wert haben sie wohl von einer großen Autorität, dem Uhrmacher Ferdinand Berthoud übernommen, der dies vor 200 Jahren so empfohlen hat. Da sich mittlerweile Uhrenöle und Dichtigkeit der Gehäuse weiterentwickelt haben, kann man diese Frist auf mindestens 5 Jahre heraufsetzen. Sollten Sie beabsichtigen eine antike Taschenuhr täglich zu benutzen, sollten Sie allerdings die 2 Jahre einhalten!
Bei Großuhren würde ich ein Reinigungsintervall von etwa 10 Jahren empfehlen.

Uhren kann als Laie nur schwierig reinigen! Entsprechende Literatur finden Sie in unserem Verlag, aber auch auf Seiten in diesem Blog.

Wann und von wem wurde die Automatikuhr erfunden?

Die Automatikuhr (oder das Prinzip des automatischen Aufziehens) wurde wohl von Louis Perrelet im Jahre 1770 erfunden, allerdings bewerben sich auch andere, wie Breguet, um diese Ehre. Bei Taschenuhren hat sich das Prinzip allerdings nie durchgesetzt, zum einen wohl wegen der geringen Bewegung der Uhr in der Uhrentasche, zum anderen wurde der automatische Aufzug nach Einführung des Kronenaufzugs weniger wichtig (Bei der Einführung des automatischen Aufzugs bei der Taschenuhr stand weniger der Aspekt der Bequemlichkeit im Vordergrund, als der Verzicht auf einen leicht verlierbaren Aufzugschlüßel und ein Aufzugsloch, durch das Schmutz in die Uhr eindringen kann)

Bei Armbanduhren wurde der automatische Aufzug komplett neu erfunden. Im Jahr 1923 meldete der Engländer John Harwood einen Mechanismus zum automatischen Aufzug von Armbanduhren zum Patent an, der in etwa den heutigen Konstruktionen entspricht. Auch hier war der Verzicht auf die Aufzugskrone und die damit verbundene Öffnung im Uhrengehäuse ein wichtiger Aspekt. Die Zeigerstellung erfolgte über eine drehbare Lünette, die Uhr konnte nicht von Hand aufgezogen werden. Die Uhr wurde ab 1929 von der Firma Schild in der Schweiz hergestellt, und unter dem Namen Harwood verkauft. Dies ist die erste in Serie hergestellte automatische Armbanduhr. Im Rahmen der Wirtschaftskrise 1931 wurde die Produktion dieser Uhren eingestellt.

Ab 1931 wurden verschiedenste Systeme von Automatikuhren angeboten, bei den meisten allerdings wurde weiterhin auf einen zusätzlichen Handaufzug verzichtet. Richtig durchgesetzt hat sich der automatische Aufzug in seiner modernen Form mit Handaufzug und Zeigerstellung über die Krone, aber trotzdem dichten Gehäuse, wohl erst mit der 1932 erschienen Rolex Perpetual.

Was sind Glashütter Uhren?

Irgendwann in der Mitte des 19.Jhdts gründete ein Herr Adolf Lange in Glashütte eine Uhrenfabrik, um der dortigen Region Aufschwung zu verleihen. Vorher ernährten sich die Leute dort im wesentlichen von der Strohflechterei. Die Firma wurde bald für die extreme Qualität ihrer Uhren bekannt. Verschiedene Angestellte der Firma machten eigene Betriebe auf, andere siedelten sich an, so dass sich Glashütte zu einem Ort entwickelte, in dem Uhren aller Art (auch Pendeluhren und Seechronometer) und Werkzeuge hergestellt wurden, alles von bester Qualität. Auch eine Uhrmacherschule wurde gegründet. Taschenuhren aus dieser Uhrmacherschule (die als Meisterstücke hergestellt wurden) gehören heute zu den teürsten Uhren überhaupt (die Preise gehen in die Hunderttausende). In der DDR wurden in Glashütte immer noch Uhren gebaut, deren Ruf war alledings weniger gut, konnten allerdings dem Namen auch nicht schaden. Nach der Wiedervereinigung wurden einige Firmen neu oder wiedergegründet, die fast sofort zu den absoluten Spitzenmarken aufgestiegen sind (Lange, Nomos, Glashütte Original). Diese liegt z.T. an der guten Qualität der Uhren, aber auch an dem legendären Ruf der Stadt.

Was sind Jahresuhren?

Die Jahresuhr in der heutigen Form (heutige Form deswegen, weil gelegentlich auch konventionelle Uhren gebaut wurden, die durch sehr lange Pendel und sehr schwere Gewichte auf ein Jahr Laufzeit gebracht wurden) wurde 1881 von Anton Harder erfunden. Harder war kein Uhrmacher, sondern, wenn ich mich recht erinnere, Offizier, sozusagen ein Amateur, der eine gute Idee hatte. Leider wollte diese Idee lange niemand haben, die Produktion wurde dann aber doch von der Firma Schatz in Triberg aufgenommen. Später wurden diese Uhren von verschiedenen Firmen hergestellt, ganz gelegentlich werden sie heute noch angeboten, so dass zu vermuten ist, dass sie auch noch heute hergestellt werden.

Wenn Sie ein technisch interessierter Mensch sind, werden sie die Vorteile des Torsionspendels sofort erkannt haben: Ein Schwinger in einer Uhr erfordert immer eine Schwungkraft des Pendels oder der Unruh und eine Gegenkraft, beim Pendel die Schwerkraft, bei der Unruh und beim Drehpendel eine Feder. Die Gegenkraft der Aufhängungsfeder beim Drehpendel ist extrem gering. Damit ergibt sich auch eine sehr geringe Schwingfrequenz des Pendels. Andererseits laüft das Drehpendel fast reibungsfrei, nur gegen den Luftwiderstand, und erfordert eine sehr geringe Antriebskraft. Beides ermöglicht lange Laufzeiten.

Es gibt zur Altersunterschiedung bei Jahresuhren nur zwei Typen: Beim älteren Typ ist das Drehpendel eine flache Scheibe, auf der zwei Gewichte liegen. Diese Gewichte werden zur Einstellung der Schwingfrequenz mit Hilfe einer Gewindespindel nach innen oder außen gestellt. Diese Uhren wurden bis in die 30er Jahre hergestellt. Beim neueren Typ, der bis heute hergestellt wird, besteht das Pendel aus vier Kugeln, die auseinander oder zusammengestellt werden können.

Was ist ein Regulator?

Im 19.Jhdt hat sich ein bestimmter Präzisionsuhrentyp herausgebildet, in einem einfachen rechteckigen Holzgehäuse, Gewichtsaufzug und sehr hochwertigen Werk. Das Pendel war i.A ein Sekundenpendel (d.h. das Pendel macht in der Sekunde eine Halbschwingung). Diese Uhren werden eigentlich Regulatoren genannt (Name stammt wahrscheinlich daher, dass sie häufig von Uhrmachern zum Regulieren anderer Uhren verwendet wurden, bin mir aber jetzt nicht sicher). Diese Art Uhren waren sehr teuer und wurden in geringen Stückzahlen hergestellt. Hier sehen Sie zwei Exemplare einer Sonderform dieser Uhren, der Wiener Regulator.

Ende des 19. Jhdts begannen die meisten Uhrenfabriken damit, abgeleitet von dieser Form, relativ billige Federzugregulatoren zu bauen, d.h. Antrieb mit Zugfeder anstatt Gewicht, mit einem sehr einfachen Uhrwerk und meist mit Schlagwerk (‘Echte’ Regulatoren haben i. A. keine Schlagwerke). Als Pendel wurden kürzere Pendel als das Sekundenpendel verwendet. Auch diese Uhren werden Regulatoren, allerdings besser Federzugregulatoren genannt.

Das Alter solcher Uhren kann man relativ einfach und genau einschätzen. Von ca. 1870 (Beginn der weiten Verbreitung) bis ca. 1915 waren die Gehäuse im neogotischen Gründerzeitstil gestaltet, mit vielen gedrechselten und geschnitzten Verzierungen. Der Begriff Gründerzeit, den Sie auch erwähnten, leitet sich meines Wissens nach von der Gründung des Deutschen Reiches 1871 ab. Damit verbunden war ein Umschwung in der Industrie in Deutschland. Die Fabriken wurden durch den größeren Binnenmarkt und bessere Kreditvergabe u. ä. größer, die verwendeten Techniken entwickelten sich mehr zur Massenproduktion. In unserem Zusammenhang hat sich dies dahingehend ausgewirkt, dass die Herstellung billiger, massenproduzierter Blechverzierungsteile möglich wurde, die oft in hohem Maße Uhren dieser Zeit “verzieren”. Später kam die Zeit des Jugendstil und Art Deco. Diese Zeiten sind meiner Erfahrung nach relativ schwer auseinanderzuhalten – Jugendstil ist etwas verspielter und floraler als Art Deco. Beide Stilarten spielten aber in der deutschen Uhrenindustrie keine allzu große Rolle. Beispiele finden Sie hier. Ab ca 1925 setzte sich ein ganz einfacher und strenger Stil durch, der noch vom Art Deco beeinflusst war, und in den 40er Jahren zu fast völliger Schmucklosigkeit überging. In den 30er bis 40er Jahren wurde außerdem der Regulator durch die “Napoleonshutuhr” als Standard-Wohnzimmeruhr langsam abgelöst.

Kategorie: Allgemein
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