Wie kalkuliere ich eine Uhrenreparatur?
Einige Einsteiger in die Uhrenreparatur trauen sich nach der Lektüre unseres Buches “Die Armband- und Taschenuhr in der Reparatur” oder dem Buch “Die antike Pendeluhr in der Reparatur” dann doch nicht an ihre Uhr heran. Nun möchte er wissen, was ein Uhrmacher für eine Reparatur kalkuliert.
Wie kommt der Preis für eine Uhrenreparatur zustande?
Der Zentralverband der Uhrmacher hat vor langer Zeit einmal die durchschnittlichen Arbeitszeiten für verschiedene Uhrenreparaturen zusammengestellt. Allerdings war das noch die Zeit der “flotten Reparatur”, da die Verkaufspreise mechanischen Uhren im Verhältnis zu den Reparaturpreisen recht preiswert waren. Die Uhrmacher sahen deshalb Reparaturarbeiten als Service für den Kunden an und hielten die Reparaturpreise recht niedrig.
Die in der Tabelle angegebenen Zeiten gelten nur für die Kalkulation und sind Durchschnittszeiten. Die angegebenen Zeiten umfassen die Überholung, mit Beseitigung kleiner Störungen (keine Neuanfertigung), die Reinigung und Regulierung der Uhr. Besondere Feinreglage wird noch zusätzlich berechnet, desgleichen die Abholung und die Zustellung der Uhr.
| A. Großuhren: | Arbeitszeit in Stunden |
| 1. Wecker | |
| a) Einfache (Baby) | 2 |
| b) Mittlere (Stilwecker) | 3 |
| c) Feine (mit 7–15 Steinen) | 4 |
| 2. Wand- und Tischuhren | |
| a) Küchenuhren (8 Tage) | 3 |
| b} Rahmenuhren (mit Schlagwerk) | 4 |
| c) Freischwinger (mit Schlagwerk) | 6 |
| d) Regulatoren (mit Schlagwerk) | 7 |
| e) Tischuhren (mit Schlagwerk) | 6 |
| f) Tischuhren (mit 4/4 Schlagmerk) | 9 |
| 3. Hausuhren (mit Schlagwerk) | 8 |
| B. Taschen- und Armbanduhren | |
| 1. Herrenuhren | |
| a) Einfache Uhr (Anker, bis 6 Steine} | 4 |
| b) Mittlere Uhr (Anker, 7 bis 15 Steine) | 4,5 |
| c) Feine Uhr | 6,5 |
| d) Präzisions-Uhr (Chronograph. Repetition, je nach Reglage) | 12–18 |
| 2. Armbanduhren und Damenuhren | |
| a) Herren-Armbanduhr (Anker bis 6 Steine) | 4 |
| b) Herren-Armbanduhr (Anker 7-15 Steine) | 5 |
| c) Herren-Armbanduhr, fein o. mit Chrono o. mit Selbstaufzug (Automatik) | 8–12 |
| d) Damen-Armbanduhr 8¾ (Zylinder-Hemmung) | 4,5 |
| e) Damen-Armbanduhr (Anker bis 6 Steine) | 4,5 |
| f) Damen-Armbanduhr (Anker 7 bis 15 Steine) | 5 |
| g) Damen-Armbanduhr (Anker 5¼“`) | 6 |
| 3. Stoppuhren | |
| a) Stoppuhren (1/5 oder 1/10 mit Zähler) | 12–18 |
| C. Teilarbeiten | |
| 1. Zugfedern | |
| a) Taschen- und Armbanduhren | |
| – Einfache Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 1 |
| – Einfache Uhren, in Verbindung mit Überholung | 0,5 |
| – Bessere Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 1,5 |
| – Bessere Uhren, in Verbindung mit Überholung | 1 |
| b) Präzisionsuhren und Chronographen, bei alleiniger Teilarbeit | 3–6 |
| c) Stoppuhren, bei alleiniger Teilarbeit Stoppuhren, in Verbindung mit Überholung | 1 |
| d) Wecker | |
| – Einfache Wecker, bei. alleiniger Teilarbeit | 1,5 |
| – Einfache Wecker, in Verbindung mit Überholung | 0,5 |
| – Bessere Wecker, bei alleiniger Teilarbeit | 2 |
| – Bessere Wecker, in Verbindung mit Überholung | 0,5 |
| e) Wand- und Tischuhren, bei alleiniger Teilarbeit | 4 |
| – Wand- und Tischuhren, in Verbindung mit Überholung | 1 |
| 2. Aufzugwellen mit Kronen | |
| a) Einfache Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 1,5 |
| – Einfache Uhren, in Verbindung mit Überholung | 1 |
| b) Bessere Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 2 |
| – Bessere Uhren, in Verbindung mit Überholung | 1,5 |
| 3. Unruhwellen: | |
| a} Einfache Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 4 |
| – Einfache Uhren, in Verbindung mit Überholung | 3 |
| b) Mittlere Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 5 |
| – Mittlere Uhren, in Verbindung mit Überholung | 4 |
| c) Feine Uhren, bei alleiniger Teilarbeit | 6–8 |
| – Feine Uhren, in Verbindung mit Überholung | 5–7 |
| d) Wecker, in Verbindung mit Überholung | 1 |
| e) Stiluhren, in Verbindung mit Überholung | 0,5 |
| 4. Verschiedene Arbeiten | |
| a) Steinfassen in vorhandene Fassung | 0,5 |
| b) Neue Steinfassung | 2 |
| c) Neues Lager oder Futter | 0,5 |
| d) Neuen Hebestein oder Hebelstein | 2 |
| e) Neue Spirale (außer Breguet) | 3 |
| f) Neue Schraube (außer Spezialanfertigung) | 0,5 |
| g) Neue Zeiger aufsetzen | 0,5 |
| h) Neue Krone | 0,5 |
Die vorstehende Liste
ist von den Mitgliedern des Fachausschusses in Anlehnung an frühere Listen und unter Berücksichtigung der jeweiligen Verhältnisse aufgestellt. Sie sollte dem Meister bei der Kalkulation eine Stütze sein. Die verschiedenartige Ausführungen von Reparaturen nach Güte, wie auch nach rationellen Verfahren lässt eine noch mehr ins einzelne gehende Aufzählung von Arbeiten nicht ratsam erscheinen. Daher beschränkt sich die Liste auf die am häufigsten vorkommenden Arbeiten, die etwa unter gleichen Bedingungen und daher auch etwa in der gleichen Zeit ablaufen. Die Feststellung des Reparaturpreises, insbesondere für außergewöhnliche Arbeiten, wird wohl immer durch persönliche Besprechung mit dem Kunden erfolgen müssen. Hier ist der Kunde auf die Beratung seines Uhrmachers angewiesen.
Wenngleich diese Arbeitszeiten von erfahrenen Fachleuten aufgestellt wurden, so wäre es dennoch ratsam, dass die Uhrmacherschaft Gelegenheit nimmt, abweichende Meinungen zu äußern.
Bei der Bestimmung des Reparaturpreises werden nun die Arbeitsstunden mit dem Meisterlohn multipliziert und das verwendete Material hinzugezählt, also Arbeitsstunden plus Meisterlohn plus Material.
Unter Meisterlohn versteht das Handwerk den gezahlten Lohn plus Fixkosten plus Gewinn, umgerechnet auf eine Stunde. Während die Arbeitsstunden leicht der obigen Liste entnommen werden können, ist die Aufstellung einer Liste über den Meisterlohn nicht möglich. Diese ist in jedem Betrieb anders und ein ausschlaggebender Faktor des Wettbewerbs. Dieser aber darf durch Listen der Berufsorganisationen nicht gebunden werden. Der Meisterlohn muss also an Hand der tatsächlichen Kosten ermittelt werden.
Die nachfolgende Liste bringt nun eine Zusammenstellung solcher Fixkosten:
I. Gehälter und Löhne (unproduktiv); Gehälter ( Anteil des Personals für Annahme und Abgabe der Reparatur ). Vergütung für Aushilfspersonal (Boten für Beschaffung von Furnituren), Hilfslöhne:
a) Instandhaltung des Werkzeugs, b) Technische Überholung des Lagerbestandes c) Ersatzleistung, Nacharbeit, Ausschuss, d) Reinigung von Werkstatt und Laden, e) Bewachung, Lohnnebenkosten.
2. Soziale Aufwendungen: Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung, Beiträge zur Berufsgenossenschaft, Urlaubslöhne, Lohnzahlungen an gesetzlichen Feiertagen, tariflicher Arbeitsausfall, Gratifikationen, weitergezahlter Lohn bei Krankheit.
3. Raumkosten, sachliche Ausgaben: Miete, Innendekoration, Heizung, Strom, Wasser, Reinigungsmaterial, Besondere Sicherungsanlagen (wenn kurzlebig).
4. Betriebliche Kosten in Werkstatt und Laden: laufende Instandhaltung, fremde Rechnungen, laufende Instandhaltung, eigene Rechnungen, Neubeschaffungen, Verluste durch Bruch, Ersatzleistung, Materialmehrbedarf, Verluste durch Überalterung, Modeschwankung, Abschreibung auf Einrichtung (10%– 20%), Abschreibung auf Werkzeug (25%), Hilfsstoffe (Öl, Putzzeug, Benzin usw.).
5. Steuern, Beiträge, Versicherung usw., Umsatzsteuer (sofern nicht als Sonderkosten am Schluss der Rechnung aufgestellt), Gewerbesteuer, Beiträge zur Berufsvertretung, Abgaben für Straßenreinigung, Müllabfuhr, Schornsteinfeger, soweit nicht mit der Miete abgegolten, Prämien für Versicherung gegen Einbruch, Diebstahl, Feuer, Haftpflicht, Glasschaden, Transportverluste.
6. Verschiedene Gemeinkosten: Zinsen für Fremdkapital, kalkulatorische Zinsen für Eigenkapital, Skonti, Postgebühren, Telefon-Internetgebühren,Frachten, Reisekosten, Repräsentationskosten, Anwalts- und Gerichtskosten, Steuerberatung, Büromaterial, Verpackungsmaterial, Werbungskosten (Inserate, Schaufensterdekorationen), Fachliteratur, Dubiosen (uneinbringliche Forderungen), Verluste aus Unterschlagung, Diebstahl usw., soweit nicht durch Versicherung abgegolten.
usw.
Wenn man diese Aufstellung anschaut, versteht man, dass der Meisterstundenlohn, der dem Kunden berechnet werden müsste, meist nicht genommen wird – die Uhrmacher arbeiten oft zum Selbstkostenpreis. Schauen wir uns die Reparaturpreise an, die von den renomierten Uhrenfirmen aufgerufen werden, scheinen die realistischer, als die vom örtlichen Uhrmacher. Nachfolgend eine kleine Auswahl von Links dazu:
