Elektrische + elektronische Batterie – Grossuhren (Buch von Schmidlin)

30. Oktober 2024 von Redaktion
Elektrische + elektronische Batterie – Grossuhren (Buch von Schmidlin)
Buchcover: Elektrische + elektronische Batterie – Grossuhren

Buch über die Reparatur elektrischer Großuhren

Franz Schmidlin war zuständig für die theoretische und praktische Ausbildung der Abschlussklassen für elektrische Uhren an der Uhrmacherschule Solothurn.
Mit dem Aufkommen der elektrischen und elektronischen Uhren in den 60er Jahren übernahm er die Leitung zahlreicher Weiterbildungskurse für Firmenangehörige zur Einführung in die neuen Technologien.

Er schreibt in diesem Buch nicht nur allgemein über die elektrischen und elektronischen Großuhren der Zeit, sondern beschreibt dezidiert und ausführlich bebildert deren Zerlegung, Reparatur und Zusammenbau. 

Eine Übersicht über die beschriebenen Uhren entnehmen Sie bitte dieser Leseprobe:

Leseprobe
(ca. 2.800 kB/ reduzierte Auflösung)

Rezension von erhard Huber (DGC):
Franz Schmidlin (1920 – 2006) war nach einer Lehre als Uhrmacher-Rhabilleur 12 Jahre Produktionsleiter für elektrische Uhren bei ASSA (Grenchen), bevor er dann ab 1951 bis zu seiner Pensionierung 1985 als Lehrer an der Uhrmacherschule in Solothurn wirkte. Schwerpunkte waren dort die theoretische und praktische Ausbildung für elektrische Uhren sowie später Weiterbildungskurse für die Reparatur elektronischer Armbanduhren. In dieser Zeit entstand auch das jetzt im Reprint vorliegende Werk. Es wurde 1972 in ganz einfacher Aufmachung vom Verlag Scriptar S.A. in Lausanne herausgegeben. Von den maschinengeschriebenen DIN A4 Originalvorlagen wurden jeweils 2 Seiten auf DIN A5 verkleinert und im DIN A4-Querformat ohne Nachbearbeitung gedruckt. Das Werk war bald vergriffen und ist heute nur sehr selten im Antiquariatshandel anzutreffen.

Bereits ein Jahr vor dem hier besprochenen Buch hat Franz Schmidlin eine Arbeit über Elektrische und elektronische Armbanduhren vorgelegt. Auch dieses Buch wird demnächst als Reprint im Verlag Historische Uhrenbücher verfügbar sein.

Die elektrischen und elektronischen Großuhren aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg sind mittlerweile zu einem interessanten Sammelgebiet geworden und widerspiegeln die innovative Phase dieser Uhrwerke bis zur Quarzuhr mit schon einfachen integrierten Schaltkreisen bis 1971. Faszinierend ist die unglaubliche Vielfalt bewährter und auch weniger glücklicher Konstruktionen und ihrer Hersteller. Unser Mitglied Michael Stern, immer auf der Suche nach interessanten historischen Büchern, hat nun das in der DGC-Bibliothek befindliche Originalexemplar ausgegraben und in mühsamer Arbeit als Reprint aufbereitet. Der besseren Lesbarkeit wegen wurde das Original um 15% vergrößert, so dass jetzt jede Seite für sich im 24x17cm Hochformat in hochwertiger Hardcover-Ausstattung zur Verfügung steht. Da der Scriptar Verlag damals auf ein Lektorat verzichtete und auch beim Reproduzieren der Schreibmaschinenseiten keine große Mühe aufwandte, waren einige Seiten des Originals fast nicht lesbar. Der Verlag historische Uhrenbücher hat sich nun größte Mühe gegeben, die Qualität der Seiten und ihrer Abbildungen soweit möglich zu verbessern. Das ist auch gelungen.

Franz Schmidlin wollte mit seiner Publikation eine Hilfestellung bei der Pflege und Reparatur dieser Uhren vermitteln. Er quält den Leser nicht mit theoretischen Abhandlungen und Formeln, sondern vermittelt praktischen Rat, ergänzt um das notwendige Basiswissen über die Funktion dieser speziellen Gattung von Zeitmessern. Über 60 verschiedene Batterieuhrentypen verschiedener Hersteller werden in dem umfangreichen Werk konkret behandelt. Eine ungeheure Fleißarbeit. Die Uhrwerke sind im Prinzip chronologisch nach ihrer Bauart in folgende Gruppen gegliedert.

  • Klappanker und Topfmagnete als Aufzug (z.B. Kienzle, Reform, Hettich)
  • Schwinganker als Aufzug (z.B. Vedette)
  • Miniaturmotoren als Aufzug (z.B. Diehl, Mauthe, Hermle, Junghans)
  • Umwandlung von Licht in elektr. Energie als Aufzugsquelle (Patek Philiipe, Kienzle Heliomat)
  • Direkter elektrischer Antrieb (z.B. Jaz, Hanhart, Ebauches, Chrometron)
  • Transistorgesteuerte Systeme (22 Uhrwerke, darunter Kundo, Baduf, Hettich, Junghans)
  • Biegeschwinger (z.B. Bulova Accutron)
  • Piezoelektrische Quarzsysteme (Girard Perregaux, Bulova, T&N, Longines, Staiger)

Aufgrund des hohen Detaillierungsgrads ist das Buch ein sehr gutes Nachschlagewerk für Arbeiten an den aufgeführten Uhrentypen. Das Junghans Ato-MAT Kaliber 794 füllt z. B. 15 Seiten. Man findet hier Nach die Beschreibungen von Schwingsystem, Elektronikblock, Elektroblock und Räderwerk, jeweils mit großen Zeichnungen. Es folgen die Abschnitte zu Prüfung und Reparatur, Montage und Kontrolle. Generell wurden in dem Buch für die ausgewählten Uhrwerke die Originalbeschreibungen der Hersteller verwendet, die im Quellenregister am Schluss des Buchs auch zitiert sind.

Das Buch eignet sich damit für jeden, der an der Geschichte und Technik dieser Uhren interessiert ist. In fast jedem älteren Haushalt gibt es noch mindestens eine alte Wand- oder Küchenuhr mit solch einem Uhrwerk. Und wer neugierig ist und ein Erfolgserlebnis haben möchte, kann mit dem Buch von Franz Schmidlin so ein Uhrwerk wieder zum Leben erwecken.

Kategorie: Uhrenbücher
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