Teil 3/5: Die Chronologie der Zeitwaage

30. November 2023 von Redaktion

Immer mehr Hersteller versuchen Zeitwaagen in den Markt zu bringen. Das Angebot wird schier unüberschaulich. Trotzdem wagen wir den Versuch, die Chronologie noch nach 1950 weiterzuführen.

Vorab aber weiter mit der Darstellung von Hr. Klein. Er setzt seinen Überblick aus Teil 2 fort:

Der Fa. RENO S.A. gelang es ihre Geräte weltweit bekannt zu machen, sodass der Name VIBROGRAF weltweit zum Inbegriff des Uhrenprüfgerätes wurde.
In Paris/Frankreich entwickelte und fertigte die Firma Henry Lepaute ebenfalls Uhrenprüfgeräte mit Papieraufzeichnung, sogenannte Funkenschreiber, mit dem Namen OSCILLOGRAF. Diese Firma fertigte ebenfalls ab ca. 1949/50 bis ca. 1962/63. Dann wurde sie als Konkurrent von der Fa. RENO S.A. gekauft und die Produktion eingestellt.
In West-Berlin wurden ab 1952/53 von Wilhelm Bandelin ebenfalls Uhrenprüfgeräte gebaut unter dern Namen TICK-O-GRAF. Die Firma wurde später in BANDELIN K.G. umbenannt. Neben Uhrenprüfgeräten fertigte sie auch Ultraschallgeräte. Die Produktion von Uhrenprüfgeräten wurde Mitte der 70-er Jahre eingestellt. Seither werden noch Ultraschallgeräte gefertigt.
Mitte der 50er Jahre übernahm mein Vater Helmut Klein den Vertrieb und Kundendienst der Fa. TICK-O-GRAF, BANDELIN, Berlin für Baden-Württemberg. Als ich 1961 wieder im elterlichen Betrieb mitarbeitete, begannen mein Vater und ich rnit der Entwicklung von eigenen Prüfgeräten. Zunächst waren es Amplitudenprüfgeräte mit dem Namen SELEMETER. Gleichzeitig übernahmen wir den Kundendienst für sämtliche Bandelin-Geräte für die Bundesrepublik. Im Jahr 1964 vereinbarten wir mit der Fa. RENO S.A., La Chaux-de-Fonds die Übernahme des Kundendienstes für ihre Produkte VIBROGRAF.

In Pforzheim entwickelte und produzierte Herr Siegfried Munz ab Anfang der 60er Jahre ebenfalls schreibende Uhrenprüfgeräte unter dem Namen TRANSITEST + TRANSISCRIPT. Herr Munz gab Ende der 60er Jahre seine Selbstständigkeit auf und wurde Angestellter bei der Firma ELMA, Singen. Die Fa. Elma gab die Fertigung Anfang der 80er Jahre auf und kaufte die Geräte der Fa.Helmut Klein und vermarktete diese unter eigenem Namen.
Im Jahr 1969 brachten wir unsere erste selbst entwickelte Zeitwaage unter dem Namen TIMOMAT auf den Markt. Die rasante Entwicklung auf dem Uhrensektor und der Beginn des Quarz-Uhr-Zeitalters hat viel zu unserer positiven Geschäftsentwicklung beigetragen.
Diese Veränderungen haben bei unseren großen Konkurrenten zu ernsten Problemen geführt. So ging die Fa. Greiner AG Anfang der 80-er Jahre in Konkurs und wurde von einem Investor übernommen und weiter geführt. Als dann Mitte der 80er Jahre die Fa. Le Porte Echappement + RENO S.A. das gleiche Schicksal ereilte übernahm Herr Heilmann aus dem Konkurs die Sparte Uhrenprüfgeräte und Reinigungsmaschinen sowie die Namensrechte VIBROGRAF und gliederte diese der Fa. Greiner an. Die neue Fa. Greiner-Instruments überlebte jedoch nur bis 1989. Nach dem erneuten Konkurs wurde die Firma GREINER-VIBROGRAF AG. vom Konkurs-Verwalter gegründet. Die neue Firme wurde 1990 zu
1/3 und bereits 1991 zu 100% von der Firma Helmut Klein GmbH, Pforzheim übernommen. Seit 1991 sind nun die drei ehemaligen Konkurrenten
1) Le Porte Echappements, RENO S.A., La Chaux-de-Fonds/Schweiz
2) Greiner- Instruments AG, Langenthal/Schweiz
3) Helmut Klein GmbH, Pforzheim/Deutschland
unter einem Dach vereint.

…”


Nun versuchen wir, unser auf Zeitschriftenartikeln und darin enthaltenen Werbeanzeigen basierende Chronologie bis 1960 fortzusetzen:

um 1950:
Mikro-Dynagraf von Dr. Straumann, Waldenburg/Schweiz; Hersteller Polymetron, Zürich, Industriegerät ( oder System Dr. Straumann Hersteller: Dr. W. Amrein, Zürich??); Quarzgesteuerte Zeitwaage mit umschaltbarem, elektromechanischem Frequenzgeber für alle gebräuchlichen Schlagfrequenzen von Uhren; schalldichte Prüfkammer mit Universal-Mikrophon zur Untersuchung in allen Lagen; Anschluss für äußeres Mikrophon mit Klammer zur raschen Serienprüfung von Uhrwerken.
R. Straumann entwickelte etwa 1948 ein Wunderwerk für die Uhrenkontrolle. Sein Micro-Dynagraph prüfte nicht nur die Gangfehler und Abweichungen, sondern auch in einer schalldichten Kapsel die Kraftschwankungen in der Uhr und zwar wurde dazu der Aufprall der Gangradzähne auf die Paletten gemessen und gleichzeitig auf dem Diagramm parallel zur Gangkurve aufgezeichnet. Straumann wurde für seine Verdienste um die Fortschritte in der Uhrentechnik von der Universität Stuttgart die Titel eines Dr. h. c. und eines Honorarprofessors verliehen.

Micro-Dynagraph
Micro-Dynagraph
Micro-Dynagraph ft- und Ganglinien.
Micro-Dynagraph Kraft- und Ganglinien.


Hier waren Zeitwaage, Mikrodynamometer und Kathodenstrahl-Oscillograph in einem Gerät vereinigt. Gangmessungen, Kontrolle der Kraftübertragung im gehenden Uhrwerk und Beobachtung der Hemmungsfunktion auf einer Braunschen Röhre waren damit gleichzeitig möglich

Das Messprinzip dieses Apparates basierte auf dem Umstand, dass das Schlaggeräusch der Hemmung sich in seiner Intensität in demselben Maße ändert, wie die Kraftübertragung auf die Uhrhemmung. Die Geräusche der zu untersuchenden Uhr wurden von einem Mikrophon aufgenommen und in elektrische
Spanungsschwankungen umgewandelt, die nach entsprechender Verstärkung das Bild des Uhrschlages auf dem Schirm der Braunschen Röhre sichtbar machten. Der Wert des entsprechenden Kraftmomentes am Ankerrad wurde gleichzeitig auf eine Registrierkarte aufgezeichnet. Auf der gleichen Karte wurde außerdem der augenblickliche Gang der Uhr registriert und vermittelt so ein Bild der lsochronismus-Eigenschaften der Uhr.

Micro-Dynagraph-Prinzip
Micro-Dynagraph-Prinzip

Der Mikro-Dynagraph erlaubte durch die fortlaufende Aufzeichnung eine schnelle und genaue Untersuchung des wichtigsten Vorganges in der Uhr, der Kraftmomentübertragung auf das Ankerrad. Eine Präzisionsuhr zeichnete sich durch eine gleichmäßige Übertragungsstärke der Kraft aus. Während eine Uhr mit minderwertigem Uhrwerk (schlecht geschnittene Zähne, fehlerhaft oder ungenau montierte Rader) ein Diagramm ergibt, das die Unregelmäßigkeiten der Kraftübertragung erkennen  ließ. Durch Prüfung der Uhr in verschiedenen Lagen ließen sich außerdem Lagen- und  Schwerpunktfehler untersuchen. Die erhaltenen Diagramme erlaubten also (abhängig von der Lage und dem Grad der Abweichungen im Diagrammverlauf) eine Lokalisierung der Fehler. Eine periodische Unregelmäßigkeit der Kurve kennzeichnete ein schlecht geschnittenes Zahnrad oder eine schlecht zentrierte Welle.

In der Nachkriegszeit besannen sich die Konstrukteure aus Sparsamkeitsgründen auf die alte Reguliertechnik der Uhrmacher – das „Abhorchen“, das auf der Feststellung der Zeit zwischen zwei Koinzidenzen beruht; eine Koinzidenz bezeichnet das Zusammenfallen der Tick-Schläge zweier Uhren. Anfangs musste eine separate Stoppuhr verwendet werden, die später dem Gerät eingefügt und automatisch betätigt wurde.


um 1950:
Amerikanische Watch Master-Zeitwaage (Westen Electric Watch Rate Recorder)

Watch Master-Zeitwaage
Watch Master-Zeitwaage
Watch Master-Zeitwaage Diagramm
Watch Master-Zeitwaage Diagramm

Mit Mikrophon am Apparat; das Diagramm-Papier musste für jede Aufnahme um die Walze herumgelegt werden.


Exkurs:
Zu den Zeitwaagen in weiterem Sinne müssen auch die Geräte zum Spiralenabzählen gerechnet werden, die in der Werkstatt des Uhrmachers von großem Nutzen sein können. Von diesen seien zwei Vertreter erwähnt, die Abzählgeräte Wicospir von P. Witschi und Spiromatic von R. Greiner. Da bei einer Unruh außerhalb der Uhr keine Hemmungsgeräusche zur Verfügung stehen, müssen die Schwingungen auf andere Weise der Messung zugänglich gemacht werden. Das Wicospir bediente sich dazu einer Photozelle, auf welche durch die Unruh hindurch Licht fällt, so daß es jeweils durch die Unruhschenkel unterbrochen wird. Diese Unterbrechungen wurden in Leuchtpunkte auf den Schirm der Wicoscop-Zeitwaage verwandelt. Die Spirale wurde so lange verkürzt, bis die Leuchtpunkte zum Stillstand kamen.
Das Spiromatic erreichte das gleiche mittels Frequenzmodulation, die durch den während der Schwingung veränderten Spiralendurchmesser bewirkt wird. Zur Anzeige diente auch bei diesem Gerät eine Elektronenstrahlröhre, deren Marke zum Stillstand gebracht werden musste. Es war mit einer Schneidvorrichtung ausgerüstet, mit welcher die Spirale an der richtigen Stelle abgeschnitten werden konnte.

Die Firma Wico, Paul Witschi, war 1957 mit elektronischen Apparaten auf Baseler Messe vertreten. Sie brachte ein schreibendes Uhrenprüfgerät, in welchem das normale Schreibmaschinenfarbband Verwendung findet. Für die Industrie war ihr Spiroscop von Bedeutung, das mit freischwingender Unruh arbeitete und die genaue Schwingungszahl auf elektronischem Wege anzeigte. Die richtige Spirallänge war in wenigen Sekunden bestimmt.


um 1950:
Wicoscope (Zeitwaage von Paul Witschi & Co) mit Wicospir (Spiralenabzählgerät) kombiniert (2280,- CHF)

Wicoscope mit Wicospir kombiniert
Wicoscope mit Wicospir kombiniert

um 1950:
Chronografic und Spiromatic von Firma Rudolf Greiner, Langenthal

Die Chronografic war eine quarzgesteuerte Zeitwaage mit dem gleichen Anwendungsbereich wie der Vibrograf. Die Aufzeichnung der Standkurve erfolgte hier durch den Einstich von Löchern in einen Registrierstreifen. Das Auflösevermögen und somit die Genauigkeit der Messung war bei diesem Gerät etwas größer. Die Ablesung des Diagrammstreifens erfolgte während der Messung durch eine beleuchtete zweifarbige Plexiglasskala. Auch hier waren Uhren mit verschiedensten Schlagzahlen unmittelbar messbar. Besonders angenehm war das fast geräuschlose Arbeiten der Zeitwaage, sowie das Fehlen eines Farbbandes. Die in den Registrierstreifen eingestochenen Kurven konnten bequem von Blinden abgetastet werden. Auch bei dieser Zeitwaage war Abhören des Uhrganges durch Kopfhörer möglich. Für die Auswertung der Registrierung galt das gleiche wie für den Vibrograf.

Chronografic-Zeitwaage von Greiner
Spiromatic von Greiner zum Spiralabzählen
Spiromatic von Greiner zum Spiralabzählen

um 1950:
Th. B. Gipps & Co-Zeitwaage, Chicago (ohne Frequenznormal)

Gipps-Zeitwaage
Gipps-Zeitwaage
Gipps-Zeitwaage-Diagramm
Gipps-Zeitwaage-Diagramm
Gipps-Zeitwaage-Schema
Gipps-Zeitwaage-Schema

Das Schreibsystem der Gipps-Zeitwaage bestand aus einem Nockenrad mit 12 Nocken und einem Durchmesser von 6 Zoll oder 146 mm. Es machte fünf Umdrehungen in der Sekunde und das entspricht einer Umfangsgeschwindigkeit von 230 cm/s. Über dem Rad R (s. Abb.) steht der Schlagbügel B, der durch zwei Magnetsysteme über die Zugstangen S nach unten gerissen wird – im Takte der Uhrschläge. Unter dem Bügel übernimmt der nächstfolgende Nocken die Aufzeichnung und die Kurve wandert von neuem über das Papier. Die große Nockenzahl hatte aber noch einen anderen Grund. Vergleichen wir z. B. eine Kleinstuhr mit sechs Schlägen in der Sekunde, so wird diesmal jeder zehnte Nocken von dem Schlag getroffen. Abgesehen von einer geringen Zusammendrängung der Schläge war der Aufzeichnung nichts anzumerken. Das entsprechende galt für vier Schläge in der Sekunde. In diesem Fall kam jeder fünfzehnte Nocken an die Reihe.

Es waren einerseits die quarzgesteuerte rasche Umlaufgeschwindigkeit und der langsame Vorschub quer dazu, andererseits das Registrierpapier und das Schreibsystem, welches von den Uhrgeräuschen betätigt wurde. Der Uhrgang ergab sich aus der Neigung der Aufzeichnung gegen die langsame Vorschubrichtung. Diese Elemente sind in allen schreibenden Zeitwaagen vertreten, nur ist die Zuordnung verschieden.


um 1950:
Vibrograf VS 32, quarzgesteuert, Vertrieb Walter Storz, Pforzheim.

Vibrograf VS 32
Vibrograf VS 32
Time-O-Graf
Vibrograf VS 32 mit Diagrammstreifen

Eine Weiterentwicklung der Gibbs-Zeitwaage stellte der Vibrograf VS 32 dar. Farbband und Papier sind das gleiche, nur die Nockenscheibe war durch eine mit 2700 1/min umlaufende Walze ersetzt, die eine erhabene Schraublinie trug. Die Wirkungsweise war im übrigen die Gleiche. Bei der normalen Schlagzahl von 5 pro Sek. machte die Walze neun Umdrehungen zwischen zwei Schlägen, was einem neunteiligen
Nockenrad entsprechen würde. Hierdurch war das Gerät wieder ohne weiteres für verschiedene Schlagzahlen, nämlich 6, 5, 4 1/2, 4, 3 1/3, 3 und 2 pro Sekunde verwendbar. Bei einigen dieser Zahlen erschien die Gangkurve mehrfach, jedoch hatten alle Zweige die gleiche Neigung und ergeben den gleichen Messwert. Die Ablesevorrichtung bestand aus einer durchsichtigen Strichplatte, die in einen Ring gefasst und mit diesem drehbar war. Deren Striche wurden der Aufzeichnung parallel gedreht und der Gang konnte am Umfang des Ringes abgelesen werden. Die erzielbare Genauigkeit bei diesen beiden Geräten betrug etwa 1 s/d für den augenblicklichen Gang.


um 1950:
Tick-O-Graf-Funkenschreiber-Zeitwaage mit Stimmgabel-Normale und
Einzelscheiben, Bandelin, Berlin (Elektrophysikalische Werkstätten G.m.b.H. Berlin-Steglitz?)

Tick-O-Graf
Tick-O-Graf
Tick-O-Graf Diagramme
Tick-O-Graf Diagramme

Die Tickogrammscheiben waren durch 48 dicke und 240 dünne Teilstriche in 288 Felder geteilt und bestanden aus Spezialpapier, welches ohne mechanische Zwischenglieder elektrisch erzeugte Beschriftung ohne Hochspannung zuließ. Die mehr oder wenigen breiten, u. U. aus mehreren Strahlen bestehenden Standkurven waren demzufolge gleichzeitig eine Art Lautbild, welches zusätzlich Schlüsse auf den Hemmungsvorgang zuließ. Als Zeitnormal wurde eine Spezialstimmgabel mit einem thermischen Koeffizienten von 0,000002 verwendet. Durch wahlweise Verdoppelung der Scheibendrehzahl konnte  die   Ablesegenauigkeit   erhöht   werden. Die Zeitwaagel ließ Gang-, Lagen- , Isochronismus- und Temperaturprüfungen an Uhren aller Art zu. Auch war aus der Charakteristik der Aufzeichnungen auf Werk- und Funktionsfehler zu schließen.
Fast sämtliche Schlagzahlen waren ohne jegliches Umschalten zu erfassen. Die abzulesenden Werte blieben unverändert; es ändert sich lediglich die Anzahl der auf dem Tickogramm erscheinenden Kurven. Eine Schlagzahlentabelle wurde mitgeliefert. Die Schreibelektrode verbraucht esich erst nach mehreren tausend Messungen. Durch Kopfhörer oder Speziallautsprecher konnte das Uhrgeräusch auch hier hörbar gemacht werden.


um 1950:
Chronofix, G. Rubel, Pforzheim.
Die Chronofix war gleichfalls eine anzeigende Zeitwaage ohne Registrierung. Der Uhrvergleich erfolgte nach der Koinzidenzmethode. Als Normal diente ein eingebautes Schweizer Echappement. Die Koinzidenzperiode wurde mittels einer Stoppuhr mit Spezial-Zifferblatt von Hand gestoppt. Der Gang der Prüfuhr wurde auf der Stoppuhr unmittelbar als „Gang/Tag“ abgelesen. Das Gerät konnte auch auf „Hören“ umgeschaltet werden, so dass das Uhrgeräusch akustisch auf Reinheit bzw. Fehler geprüft werden konnte. Die Messgenauigkeit war naturgemäß erheblich geringer als die der quarz- oder stimmgabelgesteuerten Geräte. Der niedrige Anschaffungspreis verdiente allerdings Beachtung. Das Gerät war besonders für Schnellreglage von Gebrauchsuhren in der Reparaturwerkstatt geeignet.

Chronofix
Chronofix

um 1951
Lepaute-Zeitwaage mit Funkenschreiber (Frankreich)

Der Lepaute-Oscillograf ist eine französische Zeitwaage, die als Funkenschreiber ausgebildet war. Deutscher Generalvertrieb war P. Kohler, Stuttgart.

Als Zeitnormal diente auch bei diesem Gerät ein Schwingquarz. Der Registrierstreifen liet zwischen einer sich drehenden, vom Quarz gesteuerten Elektrodenscheibe und einer feststehenden Gegenelektrode hindurch. Der vom Tickgeräusch der Prüfuhr ausgelöste Funke brannte kleine Löcher in das Papier, welche in ihrer Reihenfolge deutlich sichtbare schwarze Standkurven ergeben. Eine durchleuchtete drehbare Skalenscheibe gestattete sofortige Auswertung des Diagrammes während der Prüfung. Der Papiervorschub schaltete sich beim Auflegen der Prüfuhr auf das Mikrophon automatisch ein und beim Abnehmen der Uhr ebenso automatisch aus. Uhren verschiedenster Schwingungszahlen waren messbar. Ein Kopfhöreranschluss war auch bei dieser Zeitwaage vorgesehen. Die Breite des Registrierstreifens betrug 57 mm.

Lepaute-Funkenschreiber-Zeitwaage
Lepaute-Funkenschreiber-Zeitwaage
Lepaute-Funkenschreiber-Zeitwaage-Prinzip
Lepaute-Funkenschreiber-Zeitwaage-Prinzip

um 1953:
WICO-Koinzidenz-Zeitwaagen von Paul Witschi & Co

Wicométre
Wicométre
Wicométre innen
Wicométre innen

Dieser Kontrollapparat zeichnete sich durch eine seltene robuste, gedrungene Bauart und einen äußerst günstigen Preis aus. Ein Steuerquarz erster Qualität, übrigens deutscher Herkunft, ergab in
einem luftleeren Glaskolben eine größtmögliche Genauigkeit der Zeitbasis. Der gut durchkonstruierte elektrische Teil besaß nur sieben Röhren. Spannungsschwankungen bis zu ±30 Volt vom Sollwert beeinflussten die Arbeitsweise des Geräts in keiner Weise. Ein Synchronmotor in Verbindung mit einer einfachen und solid gebauten Aufzeichnungsvorrichtung erzeugte eine deutliche, schwarze Aufzeichnung jedes Schlags auf dem Registrierstreifen. Der automatische Papiervorschub war mit 3 mm pro Sekunde so bemessen, dass eine schnelle und doch genügend präzise Ablesung der Diagrammlinie möglich ist. Ein Kopfhörer erlaubte die naturgetreu verstärkten Schlag- und Reibungsgeräusche wahrzunehmen. Das Mikrofon war um seine Achse drehbar, so dass das eingespannte Werk in
jede gewünschte Lage gebracht werden kann. Es konnten Schnellschwinger mit den Zahlen 19.800
und 21.600 nebst 7.200, 9.000, 10.800, 12.000, 14.400, 17.280, 18.000, 36.000 und 22.000 kontrolliert werden.


um 1953:
Stroboskopisches Gang-Anzeiger-Gerät von Siegemund, Kappler & Kling, Ittersbach, Baden.

Gerät von Siegemund
Gerät von Siegemund
Gerät von Siegemund
Gerät von Siegemund


Dieses Gerät war eine anzeigende, d. h. nicht registrierende Zeitwaage, welche nach dem stroboskopischen Prinzip arbeitet.
Auf einer mit 300 U/min umlaufenden Scheibe saß ein Lichtzeiger, welcher bei jedem Uhrschlag aufleuchtet. Die Scheibe wurde von einem Quarz gesteuert. Bei richtiggehender Prüfuhr stand der Lichtzeiger immer an der gleichen Stelle, bei Vorgang wandert er im Uhrzeigersinn, bei Nachgehen im Gegenuhrzeigersinn. Ungleicher Abfall (Symetrie), d. h. Hinken der Uhr trat als doppelter Leuchtstrich in Erscheinung. Qualitativ ließen sich Vorgehen oder Nachgehen schon nach 20 bis 30 Sekunden Messzeit erkennen. Zur quantitativen Bestimmung des Ganges war es erforderlich, die Auswanderungszeit des Lichtzeigers mit einer Stoppuhr festzustellen. Das Schlaggeräusch konnte mit Kopfhörer oder Lautsprecher abgehört werden. Werkfehler, wie unrundes Ankerrad, Eingriffsfehler, streifende Spirale usw. waren bei einiger Übung optisch oder akustisch erkennbar. Der Temperaturkoeffizient des Quarzes wurde mit 0,3 Sek./0 C/Tag angegeben. Das Gerät war speziell für den Uhrmacher am Werktisch gedacht. Es arbeitete fast geräuschlos.

Schema der ZWSS-Zeitwaage von Siegemund
Schema der ZWSS-Zeitwaage von Siegemund

um 1954:
frühes Ganganzeige-Gerät Tickoskop mit Stimmgabel-Normale, Bandelin, Berlin (ca. 600,-DM)

Tempigraf
Tempigrafmit Stimmgaben
Tickoskop
später: Tickoskop mit Quarz um 1959

Das Tickoskop, mit seiner von allen anderen bekannten Geräten abweichenden Konstruktion, durch die das direkte Ablesen des Gangergebnisses ermöglicht wurde. Infolge der einfachen Bedienungsweise war ein besonderes Anlernen nicht notwendig. Bei der Herstellung des Gerätes wurden hochwertige Teile deutscher Fertigung verwendet, insbesondere wurden deutsche handelsübliche Röhren, die leicht ersetzt werden können, eingebaut.


um 1954:
Roton Uhren – Oszillograph UKO 3

Trägheitslose, elektronische Sichtbarmachung der Arbeitsgeräusche jeder Uhr, Abhören der beliebig verstärkbaren Arbeitsgeräusche, eindeutige Anzeige von Gangdifferenzen, Lokalisierung von Defekten aller Art (schadhafte Unruhzapfen, lockere Ankersteine usw.) binnen Sekunden, Bestimmung von Gangfehlern von wenigen Sekunden pro Tag binnen Minuten.

Roton Uhren - Oszillograph UKO 3
Roton Uhren – Oszillograph UKO 3

um 1954:
Die Chronofix (G. Rubel, Pforzheim) war gleichfalls eine anzeigende Zeitwaage ohne Registrierung. Der Uhrvergleich erfolgte nach der Koinzidenzmethode. Als Normal diente ein eingebautes Schweizer Echappement. Die Koinzidenzperiode wurde mittels einer Stoppuhr mit Spezial-Zifferblatt von Hand gestoppt. Der Gang der Prüfuhr wurde auf der Stoppuhr unmittelbar als „Gang/Tag” abgelesen. Das Gerät konnte auch auf “Hören” umgeschaltet werden, so dass das Uhrgeräusch akustisch auf Reinheit bzw. Fehler geprüft werden konnte. Die Messgenauigkeit war naturgemäß erheblich geringer als die der quarz- oder stimmgabelgesteuerten Geräte. Der niedrige Anschaffungspreis (ca. 525,- DM) verdiente allerdings Beachtung. Das Gerät war besonders für Schnellreglage von Gebrauchsuhren in der Reparaturwerkstatt geeignet.

Chronofix
Chronofix

Um 1954:
Tempitest-Funkenschreiber-Zeitwaage mit separatem Quarzgenerator (s. Pfeil) von Nielson, Hamburg

Tempitest-Funkenschreiber
Tempitest-Mehrfachanwendung
Tempitest-Mehrfachanwendung
Tempitest-Mehrfachauswertung
Tempitest-Mehrfachauswertung

Der Tempitest war eine Zeitwaage, bei der die Aufzeichnung der Standkurve durch einen Funkenschreiber erfolgte. Als Elektroden dienten die unter dem Registrierstreifen liegende Schneckenwalze und ein über dem Papier liegendes fest angeordnetes Funkenblech. Der Antrieb der Schneckenwalze erfolgte durch einen quarzgesteuerten Synchronmotor. Das Gerät war mit und ohne Quarzgenerator lieferbar. Der separate 1000 Hz Quarzgenerator wurde mit Prüfschein des Deutschen Hydrographischen Institutes Hamburg geliefert.

Als Registrierpapier war das Rechenmaschinenpapier von 59 mm Breite verwendbar. Die Funkenaufzeichnung erfolgte in gleichem Sinne wie bei Vibrograf und Chronografic, d. h. Rechtsneigung bedeutet Vorgang, Linksneigung dagegen Nachgang. Das Auflösevermögen des Tempitest war jedoch wesentlich geringer als bei den beiden eben genannten Geräten. Der Auswertung der Diagramme dienten zwei Plexiglas-Skalen, die dem Gerät beigegeben werden.


um 1955:
Vibrograf VS 390, 2650,-

In diesem Zusammenhang soll noch erwähnt werden, dass der Vibrograf seit 1940 fabriziert wurde und über tausende Apparate in Fabriken und Uhrenfachgeschäften auf der ganzen Welt verwendet wurden. Vibrograf vervollkommnete fortlaufend seine Modelle, welche allen Anforderungen entsprechen. Der Vibrograf vS 390 war ein quarzgesieuertes Gerät, bei dem die Uhrschläge der zu prüfenden Uhr mittels Farbband und Klopfer auf einen aus dem Gerät herauslaufenden Papierstreifen geschrieben wurden. Die Normalfrequenz wurde im Gerät mittels eines Quarzgenerators erzeugt, über Frequenzteiler geleitet, auf acht Watt verstärkt und einem Spezialmotor zugeführt. Dieser Motor drehte sich in der Genauigkeit des Quarzes mit 1.800 Umdrehungen in der Minute. Über ein Zahnradvorgelege trieb der Motor die Druckwalze und den Papiervorschub an.

vibrofraf VS 390 um 1955
Vibrograf VS 390 um 1955
Vibrograf VS 390
Vibrograf VS 390
Vibrograf VS 390 Schaltung
Vibrograf VS 390 Schaltung

um 1956:
Chronografic junior von Greiner, 1800,- DM

Chronografic junior von Greiner
Chronografic junior von Greiner
Chronografic junior von Greiner
Chronografic junior von Greiner

um 1956:
progretta, quarzgesteuert, mit optischer und akustischer Anzeige, 593,- DM

progetta, um 1956
progetta, um 1956

um 1957:
Englische Zeitwaage Regloskope

Regloskope
Regloskope

um 1957:
Englische Zeitwaage, die Vor- und Nachgang der zu prüfenden Uhr in Zahlen druckte. Modell 1958 der Walter Electronics Ltd.

Walter Electronics
Walter Electronics

um 1958:
Gradoscop, Le Porte-Echappement Universel S.A.

Gradoscop 1958
Gradoscop 1958

In einem kurzen Zeitenraum wurden mittels einer Kathodenstrahlröhre die Uhrengeräusche aufgezeichnet und auf den Schirm dieser Röhre sichtbar übertragen. Das elektronische Gerät ermöglichte auf Grund der Skaleneinteilung eine sofortige, genaue Messung der Schwingungsweite der Unruh. Dieses System bot eine große Erleichterung beim Ablesen, da sich die verschiedenen Werte der Durchlaufzeit in verhältnismäßig großem Absfand bewegen (0,01 bis 0,2 Sekunden). Das Gradoscop ermöglichte also, die Schwingungsweite zwischen 90° und 330° zu messen, wobei der letztere Wert bereits der Prellung nahe ist.


um 1959
Tickoskop Stroboskopische Zeitwaage von Bandelin

Tickoskop Stroboskopische Zeitwaage
Tickoskop Stroboskopische Zeitwaage

um 1959:
tickografic Streifendrucker von Bandelin

tickografic Streifendrucker
tickografic Streifendrucker
tickografic Streifendrucker
tickografic Streifendrucker

um 1959:
AmpIitime, Reno SA, Scweiz

Sie rbeitete ohne jeglichen Mechanismus mit einer Bildspeicherröhre. Damit waren unangenehme Nebenerscheinungen, wie Staubentwicklung, Auswechseln von Farbbändern und
Überholarbeiten mechanischer Teile ausgeschaltet. Der AmpIitime gestattete das Messen der Uhren – wie schon aus seinem Namen hervorgeht – in Bezug auf Amplitude der Unruh und Zeitabweichung und zwar beides in Form einer Diagrammschrift.

AmpIitime um 1959
AmpIitime um 1959

ab 1959:
Der Vibrograf

Dieses Gerät wurde von der Firma Le Porte- Echappement Universel S. A., La Chaux-de-Fonds, hergestellt. Es war zu der Zeit eine der verbreitetsten Zeitwaagen. Als Zeitnormal diente hier ein Schwingquarz, wodurch die Genauigkeit der Messungen  gewährleistet  war.  Mit  dem  Vibrograf konnten Uhren mit verschiedensten Schlagzahlen unmittelbar geprüft werden. Die Aufzeichnung geschah mittels Fallbügel und Farbband durch Anschlag an erhabene Schneckengänge einer Schreibwalze. Da der Vibrograf jeden Uhrschlag einzeln aufschrieb, ergibt sich nur bei ganz korrekt eingestelltem Abfall des Ankers eine einzelne Standkurve. Ungleichheit der Schlagintervalle um nur 0,5 Millisekunden ergab bereits zwei Linien, die im Abstand von 1 mm nebeneinander herlaufen. Je größer der aufgezeichnete Abstand war, um so mehr ist der Ankerabfall fehlerhaft eingestellt.

Zeitwaagen-Diagramm
Zeitwaagen-Diagramm

Eine in Streifenrichtung verlaufende gerade Kurve zeigte, dass die Prüfuhr bei bester Beschaffenheit des Werkes den Gang „Null“ hat. Die Größe des Ganges konnte am Gerät mit Hilfe einstellbarer Lichtstreifen während der Messung bereits abgelesen werden. Periodische Welligkeit des Schriebes deutete auf Verzahnungsfehler hin, deren Sitz auf Grund der Länge solcher Perioden genau angegeben werden konnte. Dass außer Lagen-, Isochronismus-, Temperatur- und Verzahnungsfehlern noch weit mehr Schlüsse aus dem Diagramm des Vibrografen  gezogen  werden  konnten,  kann  hier  nur vermerkt werden. Mit dem Gerät konnten Uhren aller Art geprüft werden

Obwohl der Vibrograf B 100 der ersten Generation angehörte, entsprach seine auf erstklassigen Industrieröhren aufgebaute Elektronik den modernsten technischen Fortschritten, indem er zum Beispiel auswechselbare gedruckte Schaltungen besaß. Diese Konstruktion verlieh ihm eine hohe Betriebssicherheit und gestaltete den Unterhalt und die Wartung äußerst wirtschaftlich.


Vibrograf B 100, die klassische, bewährte Zeitwaage der ersten Generation
(aufgedruckten Schaltungen montierte Industrie-Miniaturröhren).

Vibrograph B 100
Vibrograph B 100
Vibrograph B 100
Vibrograph B 100

Diese Bauart ist für Geräte mit einer seitlichen Ablenkung von mittlerem Wert, d. h. für Geräte von mittlerer Empfindlichkeit charakteristisch. Sie machte den Vibrograf B 100 zum idealen Kontrollgerät für den Uhrmacher sowie auch für den Fabrikanten, der für seine Produktion keine außergewöhnlich hohen Anforderungen an Präzision stellt.

Vibrograf VS 500, die volltransistorisierte Hochleistungs-Zweitwaage der zweiten Generation (auf einsteckbaren, gedruckten Schaltungsplatten montierte Industrietransistoren).

Der elektronische Teil dieses Gerätes war nur mit Transistoren ausgestattet, was neben anderen Vorteilen die Gefahr einer Erhitzung, die bei ständiger Benutzung des Apparates entstehen könnte, ausschließt. Natürlich war auch bei diesem Gerät die moderne Lösung der auswechselbaren, gedruckten Schaltung gewählt worden.

Was das Drucksystem betrifft, enthielt der mechanische Teil dieses Gerätes ein Nockenrad mit 14 beweglichen Nocken anstatt einer Druckwalze. Dieses System war das einzige, das eine sehr große
seitliche Ablenkung, d. h. eine sehr hohe Empfindlichkeit erlaubt (1700 mm/s). Dieses außergewöhnliche Ablenkungsvermögen bildete die Voraussetzung für die äußerst hohen Präzisionsmöglichkeiten, welche den Vibrograf VS 500 kennzeichnen.

Die hohe Präzision des Vibrograf VS 500 erlaubte nicht nur eine genaue Beobachtung des Ganges; sie gab dem Gerät die Fähigkeit, die Abfallfehler derart vergrößert aufzuzeichnen, dass deren Beobachtung viel einfacher und genauer wird; sie gab ihm gleichzeitig die Fähigkeit, durch größere Streuung der Anschläge Fehler sichtbar zu machen, auch, wenn diese Fehler den allgemeinen Gang des Werkes nicht beeinträchtigen und nur eine kurzfristige Einwirkung haben. So wurden z. B. beschädigte Hemmungsradzähne, abgesplitterte Paletten usw. durch die Aufzeichnung klar angegeben. Dieses bedeutete also, dass wir es mit einem Gerät zu tun hatten, das hauptsächlich für die Uhrenfabrikanten, die an ihre Produktion hohe Anforderungen stellen, bestimmt ist.

Vibrograph mod VS 500
Vibrograph VS 500

Und weiter gehts mit Teil 4/5, Zeitwaagen ab 1960

Übrigens: In dem Buch “Die Armband- und Taschenuhr in der Reparatur” ist das Regulieren der Uhr mit der Zeitwaage ausführlich beschrieben!

Kategorie: Allgemein, Kleinuhr Stichworte:
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