Uhrmacher der Donaumonarchie – Die Wand- und Bodenstanduhren der Habsburgermonarchie (1780–1850)
Stephan Andréewitch, Alexander Graef, Paul Archard
Das Buch „Uhrmacher der Donaumonarchie – Band 1: Die Wand- und Bodenstanduhren der Habsburgermonarchie (1780–1850)“ untersucht umfassend die Geschichte, Technik und ästhetischen Merkmale der Wand- und Bodenstanduhren, die in der Habsburgermonarchie zwischen 1780 und 1850 gefertigt wurden. Diese erste Ausgabe einer mehrteiligen Reihe befasst sich insbesondere mit der Entwicklung der Uhrmacherkunst in dieser historischen Epoche, der Bedeutung der Uhren in der Gesellschaft und den wichtigsten Uhrmachern, die die Technik und den Stil jener Zeit prägten. Das Buch bietet eine Kombination aus historischer Analyse und einem detaillierten Katalog herausragender Uhren, die Sammler, Historiker und Uhrmacher gleichermaßen anspricht.
Zielgruppe: Uhrmacher, Historiker und Uhrenliebhaber
Das Werk richtet sich an eine breit gefächerte Zielgruppe. Zum einen richtet es sich an Uhrmacher und Restauratoren, die sich eingehend mit der Reparatur und Restaurierung historischer Uhren befassen. Zum anderen ist es ein wertvolles Nachschlagewerk für Historiker, die die Rolle der Uhrmacherkunst in der Gesellschaft der Habsburgermonarchie erforschen. Schließlich finden auch Sammler und Uhrenliebhaber einen reichen Fundus an Informationen, der ihnen hilft, die technischen und ästhetischen Besonderheiten der in dieser Epoche gefertigten Uhren zu verstehen.
Der historische Kontext: Uhrmacherkunst in der Habsburgermonarchie
Im ersten Teil des Buches wird die historische Entwicklung der Uhrmacherkunst in der Habsburgermonarchie eingehend behandelt. Ab 1780, in der Zeit der Aufklärung und des wirtschaftlichen Aufschwungs, erlebte das Uhrmacherhandwerk in Wien und anderen Teilen des Reiches eine Blütezeit. Das Buch zeichnet die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung nach, die diesen Aufschwung ermöglichte, und zeigt, wie sich die Uhren von bloßen Zeitmessern zu luxuriösen Prestigeobjekten entwickelten.
Besonders wichtig für diese Entwicklung waren die Einflüsse der industriellen Revolution, die den Herstellungsprozess beschleunigte und die Präzision der Uhren verbesserte. In dieser Zeit wurden auch erste Massenproduktionsmethoden für Uhrenteile entwickelt, die es ermöglichte, präzisere Uhren zu einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das Buch erklärt, wie sich diese Fortschritte in der Technik und im Design der Uhren widerspiegelten.
Bedeutende Uhrmacher und Werkstätten
Ein zentrales Kapitel widmet sich den bedeutendsten Uhrmachern der Habsburgermonarchie. Persönlichkeiten wie Johann Jakob Heckel, Ignaz Berlinger und Philipp Franz Fertbauer werden detailliert vorgestellt. Das Buch beschreibt die Werkstätten dieser Uhrmacher, ihre Techniken und ihre besonderen Verdienste in der Entwicklung präziser Zeitmesser.
- Johann Jakob Heckel war für seine eleganten Bodenstanduhren mit kunstvoll gearbeiteten Gehäusen bekannt. Seine Uhren zeichneten sich durch hohe technische Präzision und eine aufwendige ästhetische Gestaltung aus.
- Ignaz Berlinger, ein Pionier der Wiener Uhrmacherschule, war berühmt für seine innovativen Verbesserungen an Hemmungssystemen, die die Ganggenauigkeit erheblich erhöhten.
- Philipp Franz Fertbauer spezialisierte sich auf sogenannte Laterndluhren, die sich durch ihre schlanken, rechteckigen Gehäuse und ihre robuste Bauweise auszeichneten.
Das Buch liefert detaillierte Biografien dieser und weiterer Uhrmacher und beschreibt ihre wichtigsten Werke. Die handwerkliche Tradition, die von diesen Meistern gepflegt wurde, hatte großen Einfluss auf die Uhrmacherkunst in der gesamten Habsburgermonarchie.
Technische Entwicklungen: Fortschritte bei der Hemmung und Ganggenauigkeit
Ein weiteres zentrales Thema des Buches sind die technischen Fortschritte in der Uhrmacherei während der Zeit von 1780 bis 1850. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklungen bei der Hemmung, dem wichtigsten Mechanismus zur Regulierung der Uhr. Die Buchautoren beschreiben verschiedene Hemmungstypen wie die Graham-Hemmung, die die Genauigkeit von Wand- und Bodenstanduhren erheblich verbesserte.
Besonders die Einführung neuer Materialien und verbesserter Herstellungsverfahren trug zur Steigerung der Ganggenauigkeit bei. Hier wird erläutert, wie Wiener Uhrmacher durch die Verwendung härterer Metalle und feinerer Zahnräder Uhren fertigten, die nicht nur präziser, sondern auch langlebiger waren.
Ein weiteres Kapitel beleuchtet die Rolle der Erfindungsprivilegien, die vielen Uhrmachern verliehen wurden. Diese Privilegien gaben den Uhrmachern das Recht, ihre technologischen Innovationen exklusiv zu nutzen und zu vermarkten. Zu den wichtigsten Erfindern zählte etwa Pasquale Anderwalt, der innovative Lösungen für die Herstellung besonders präziser Uhren entwickelte.
Katalog der Wand- und Bodenstanduhren: Eine Sammlung historischer Meisterwerke
Der Katalogteil des Buches ist eine wertvolle Ressource für Sammler und Historiker. Er listet zahlreiche Wand- und Bodenstanduhren auf, die in der Habsburgermonarchie zwischen 1780 und 1850 hergestellt wurden. Jede Uhr wird mit detaillierten Informationen zu ihrer Herkunft, Bauweise, Technik und Signatur beschrieben.
- Laterndluhr von Philipp Franz Fertbauer: Eine typische Laterndluhr aus Nussholz mit Messingbeschlägen, die um 1820 in Wien gefertigt wurde. Diese Uhr zeichnet sich durch ihre rechteckige Form und ihre hohe Ganggenauigkeit aus.
- Bodenstanduhr in klassizistischem Stil: Diese etwa 180 cm hohe Uhr aus Mahagoni wurde um 1810 in Wien gefertigt. Sie verfügt über eine Graham-Hemmung und einen 4/4-Stundenschlag.
- Pendeluhr von Johann Jakob Heckel: Eine Bodenstanduhr mit einer Höhe von 220 cm, gefertigt um 1805 in Wien, mit einem kunstvoll geschnitzten Gehäuse und einem fein verzierten Zifferblatt aus Emaille.
Diese detaillierten Beschreibungen sind mit hochauflösenden Fotografien versehen, die die kunstvolle Verarbeitung der Uhren veranschaulichen. Der Katalog ist für Sammler und Forscher eine unschätzbare Quelle zur Identifikation und Klassifizierung historischer Uhren.
Kunsthandwerkliche Gestaltung und ästhetische Innovationen
Neben den technischen Aspekten beleuchtet das Buch auch die künstlerischen und ästhetischen Aspekte der Uhren aus dieser Epoche. Viele der Wand- und Bodenstanduhren aus der Habsburgermonarchie zeichnen sich durch ihre kunstvollen Gehäuse und Zifferblätter aus. Das Buch beschreibt die dekorativen Elemente dieser Uhren, darunter feine Intarsienarbeiten, vergoldete Lünetten und aufwendig verzierte Zifferblätter.
Die Autoren erklären, wie sich der Einfluss des klassizistischen Stils auf das Design der Uhren niederschlug. Besonders in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts griffen viele Uhrmacher auf klassische Motive und Formen zurück, um ihren Uhren eine elegante, zeitlose Anmutung zu verleihen. Das Zusammenspiel von handwerklicher Präzision und künstlerischer Gestaltung machte die Uhren dieser Zeit zu begehrten Sammlerstücken.
Wissenschaftliche Bedeutung: Präzisionsuhren in Sternwarten
Ein weiteres Thema des Buches ist die wissenschaftliche Bedeutung der Uhren jener Zeit. Präzisionsuhren aus Wien fanden in Sternwarten und Universitäten Verwendung, um astronomische Beobachtungen zu unterstützen. Das Buch beschreibt, wie Uhren von Uhrmachern wie Josef Geist und Philipp Fertbauer in Sternwarten zur genauen Zeitbestimmung eingesetzt wurden. Diese Uhren waren für ihre hohe Genauigkeit und Zuverlässigkeit bekannt und spielten eine Schlüsselrolle in der Zeitmessung für wissenschaftliche Zwecke.
Fazit: Ein bedeutendes Werk für Uhrmacher, Sammler und Historiker
„Uhrmacher der Donaumonarchie – Band 1: Die Wand- und Bodenstanduhren der Habsburgermonarchie (1780–1850)“ bietet einen tiefen Einblick in die Uhrmacherkunst dieser Epoche. Mit seiner Kombination aus technischer Analyse, historischem Kontext und einem detaillierten Katalog ist es ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Uhrmacher, Historiker und Sammler. Die detaillierten Beschreibungen und Abbildungen machen es zu einem wertvollen Werkzeug für alle, die sich mit der Identifikation und Restaurierung historischer Uhren beschäftigen. Die Autoren haben es geschafft, die Geschichte und Technik dieser Zeitmesser auf anschauliche Weise darzustellen und ihre Bedeutung für die Uhrmacherk
Details zur Buchausstattung
Autor: Stephan Andréewitch / Paul Archard / Alexander Graef
ISBN: 978-3-89790-616-7 / 978389796167
Fakten: 1. Aufl., arnoldsche ART PUBLISHERS, Stuttgart 2023, ca. 1000 farbige Abb., 1.328 Seiten in 2 Bänden im Schuber, Hardcover, Format 24x28