Die antike Pendeluhr in der Reparatur
Autor: Hans Jendritzki, überarbeitet von Michael Stern
Mit Artikeln von Dr. Wolfgang Lympius
Das Buch "Die antike Pendeluhr in der Reparatur" ist ein umfassendes Fachbuch für Sammler antiker Uhren, Uhrmacher und Restauratoren. Ursprünglich von Hans Jendritzki verfasst, wurde es von Michael Stern umfassend überarbeitet und aktualisiert. In der Reihe der Reparaturbücher für Pendeluhren ist dies das modernste. Das Werk behandelt alle wesentlichen Aspekte der Instandsetzung und Pflege antiker Pendeluhren und bietet praktische Anleitungen für die Reparatur komplexer Uhrwerke. Ergänzt wird die Ausgabe durch fachliche Beiträge von Dr. Wolfgang Lympius, die sich kritisch mit der Restaurierung und Erhaltung antiker Zeitmesser auseinandersetzen.
Inhaltsverzeichnis und einige Probeseiten zum Buch "Die antike Pendeluhr in der Reparatur"
1. Räderwerk: Zahnräder, Lager und Antriebssysteme
Das erste Kapitel des Buches widmet sich der Struktur und Funktionsweise des Räderwerks, das das Herzstück jeder Pendeluhr darstellt. Jendritzki beschreibt detailliert die Pflege und Reparatur von Zapfen und Lagern, die oft abgenutzt oder beschädigt sind. Besonders betont wird die Wichtigkeit des Polierens von Zapfen, um Reibung zu minimieren und die Mechanik langfristig funktionsfähig zu halten. In Fällen, in denen Zapfen irreparabel beschädigt sind, bietet das Buch Anleitungen zum Ersetzen oder Anfertigen neuer Zapfen.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Berechnung und Optimierung von Zahnradeingriffen, um die Kraftübertragung innerhalb des Räderwerks zu maximieren. Dieser Teil ist besonders wichtig, da kleine Fehler in der Zahngeometrie zu Störungen in der Uhr führen können. Das Kapitel gibt außerdem Einblicke in die Konstruktion von Federhäusern, Zugfedern und Gewichts-Antrieben, die in antiken Pendeluhren weit verbreitet sind.
2. Hemmungen und Pendel: Schlüssel zur Zeitgenauigkeit
Im zweiten Kapitel werden verschiedene Hemmungsarten behandelt, darunter die Spindelhemmung, Hakenhemmung und Grahamhemmung. Diese Mechanismen regulieren den Gang der Uhr und sind essenziell für ihre Genauigkeit. Jendritzki/Stern liefern detaillierte Anleitungen zur Reparatur und Justierung dieser Hemmungen, wobei er besonderen Wert auf die richtige Politur und Anpassung der Anker legt. Dies ist wichtig, da bereits kleinste Ungenauigkeiten den Gang der Uhr beeinflussen können.
Ein bedeutender Teil des Kapitels widmet sich dem Pendel, dessen Länge und Masse entscheidend für die Ganggenauigkeit ist. Das Kompensationspendel, das Temperaturveränderungen ausgleicht, wird ebenfalls ausführlich erläutert. Jendritzki erklärt verschiedene historische Ansätze zur Kompensation, die in antiken Uhren verwendet wurden, und bietet Anleitungen zur Berechnung und Justierung von Pendeln, um eine optimale Zeitmessung zu gewährleisten.
3. Anzeigen der Pendeluhr: Zeiger und Zifferblätter
Die äußerlichen Anzeigen einer Pendeluhr, wie Zeiger, Zifferblätter und Kalender, sind nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch von großer Bedeutung. Das dritte Kapitel bietet detaillierte Anleitungen zur Restaurierung beschädigter Zifferblätter, insbesondere von Emailzifferblättern, die häufig Risse und Absplitterungen aufweisen. Es wird beschrieben, wie Stahlzeiger richtig poliert und neu gebläut werden, um sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Besondere Aufmerksamkeit wird den Kalendermechanismen gewidmet, die oft in antiken Uhren integriert sind. Dies umfasst Mondphasenanzeigen, hundertjährige Kalender und Zeitgleichungs-Anzeigen. Diese komplexen Mechanismen erfordern spezielle Kenntnisse, und das Buch bietet detaillierte Schritte zur Wiederherstellung dieser Funktionen.
4. Schlagwerke: Aufbau, Funktion und Reparatur
Schlagwerke, die das Schlagen der Stunden und Viertelstunden steuern, sind in vielen antiken Pendeluhren zu finden. Das vierte Kapitel des Buches gibt einen umfassenden Überblick über verschiedene Schlagwerksarten, wie Schlossscheiben- und Rechenschlagwerke. Diese Mechanismen sind besonders anfällig für Abnutzung und Fehlfunktionen, weshalb Jendritzki detaillierte Anleitungen zur Diagnose und Reparatur liefert.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Korrektur von Uhren, die „falsch schlagen“. Jendritzki erklärt, wie solche Fehler durch sorgfältige Justierung der Schlagwerkkomponenten behoben werden können. Für komplexere Mechanismen wie das Westminster-Schlagwerk oder die Grande Sonnerie gibt es detaillierte Reparaturanleitungen, die speziell auf die Eigenheiten dieser Uhrentypen eingehen.
5. Reinigung, Zusammenbau und Ölen: Erhaltung der Mechanik
Die richtige Reinigung und das fachgerechte Zusammensetzen der Uhrwerke sind entscheidend für die langfristige Funktion antiker Pendeluhren. Jendritzki beschreibt verschiedene Reinigungstechniken, die schonend sind und die historischen Materialien der Uhren nicht beschädigen. Dazu gehört das Entfernen von Schmutz und Korrosion, ohne die Patina zu beeinträchtigen, sowie die Verwendung spezieller Öle, um die Mechanik langfristig zu schützen.
Im Anschluss an die Reinigung folgt der Zusammenbau der Uhr, bei dem besondere Sorgfalt auf die Reihenfolge und Präzision gelegt werden muss. Jedes Bauteil muss korrekt eingesetzt und präzise justiert werden, um die ursprüngliche Funktionalität wiederherzustellen. Das korrekte Ölen der beweglichen Teile, insbesondere der Lager und Zapfen, ist ebenfalls ein zentrales Thema, um die Reibung zu minimieren und den Verschleiß zu reduzieren.
6. Werkzeuge für die Reparatur: Unverzichtbare Hilfsmittel
Ein weiteres Kapitel widmet sich den Werkzeugen, die für die Reparatur antiker Uhren benötigt werden. Jendritzki stellt eine Reihe von speziellen Uhrmacherwerkzeugen vor, darunter Zapfenpoliergeräte, Feilen und Drehmaschinen. Diese Werkzeuge sind unerlässlich, um präzise Arbeiten an den empfindlichen Bauteilen durchzuführen. Moderne Geräte wie der Rollimat, der eine besonders exakte Politur ermöglicht, werden ebenfalls vorgestellt.
Besonders betont wird die Notwendigkeit, historische Uhrwerke mit größter Vorsicht und Präzision zu behandeln, um den originalen Zustand so weit wie möglich zu erhalten. Die richtige Wahl und Anwendung der Werkzeuge ist entscheidend, um die Reparaturen erfolgreich durchzuführen, ohne die Uhr zu beschädigen.
7. Restaurierung antiker Uhren: Überlegungen und ethische Fragen
Das Buch enthält auch mehrere Artikel von Dr. Wolfgang Lympius, die sich mit den ethischen und praktischen Herausforderungen der Restaurierung antiker Uhren beschäftigen. Lympius betont die Bedeutung der Konservierung vor der Reparatur, um den historischen Wert der Uhren zu erhalten. Er diskutiert die Problematik der Ölhaltung bei antiken Uhren und gibt Einblicke in moderne Restaurierungstechniken wie die elektrolytische Entrostung.
Diese Artikel bieten wertvolle Überlegungen zur Frage, wie weit eine Restaurierung gehen sollte und wie der ursprüngliche Zustand einer Uhr bewahrt werden kann, ohne ihren historischen Wert zu mindern. Besonders die Diskussion um das Gleichgewicht zwischen funktioneller Reparatur und konservatorischer Erhaltung wird in diesen Artikeln tiefgehend behandelt.
Fazit: Ein unverzichtbares Handbuch für Uhrmacher und Sammler
Die antike Pendeluhr in der Reparatur ist ein umfassendes Werk, das alle Aspekte der Reparatur und Restaurierung antiker Pendeluhren abdeckt. Es bietet nicht nur technische Anleitungen, sondern auch wertvolle Überlegungen zur Erhaltung und Pflege dieser historischen Zeitmesser. Für Uhrmacher, Restauratoren und Sammler ist dieses Buch eine unverzichtbare Ressource, die sowohl praktische Anleitungen als auch theoretische Einsichten in die Welt der antiken Uhren bietet.
Buchfakten
Autor: H. Jendritzki, J. P. Matthey, W. Lympius, bearbeitet von Michael Stern
ISBN: 978-3-910414-04-4 / 9783910414044
Fakten: 2. korrigierte Auflage der Neuauflage 2021, Berlin 2023 auf 232 S., ca. 719 Abb., Format DIN A4